Die Anouk!

Da ihr ja mittlerweile schon ein paar (wir hoffen natürlich alle!) unserer Beiträge gelesen habt, dachten wir, dass es nun mal an der Zeit wäre, uns noch etwas besser vorzustellen. Klar, ein bisschen was wisst ihr schon über uns, aber das ist noch ausbaufähig – besonders, was den Bezug von uns zu unserem Blog zeigt.
Ich bin die Anouk. 23 Jahre alt und Medizinstudentin. Eigentlich würde das ja reichen, es beschreibt mich ja auch ganz gut, aber weil sowieso jeder fragt, weshalb ich im Rollstuhl sitze etc. fange ich für euch extra einmal ganz hinten an:
Früher habe ich mal jede Menge Sport gemacht und alles ausprobiert, was spannend war und mit Bewegung zu tun hatte. Inline skaten und Ski fahren, sowie im Verein Leichtathletik, Einradfahren, Badminton und vorallem Handball. Ich denke Handball würde ich heute noch immer spielen (einfach weils ein geiler Sport ist), wenn ich mir vor einigen Jahren nicht meinen Fuß beim Fußball etwas zerstört hätte und deshalb mal zwei Jahre die Welt auf Krücken erkunden musste. Geht übrigens super. Meine Krücken haben sowohl den Schnee gesehen, als auch zwei Mal das Mittelmeer – sie sind also wirklich weit gereist. (Vielleicht kann ich es deshalb schon nicht leiden, wenn jemand rumheult, weil er mal sechs Wochen Krücken hat). So weit so gut, der Fuß war, glücklicherweise, irgendwann wieder gut und die Anouk zufrieden. Sport ging zwar nicht mehr, aber auch das war ok, denn ich war auf den Hund gekommen und habe mir meine Frieda zugelegt. Ein verrückter kleiner Australian-Shepherd, der gerne und gut beschäftigt werden möchte.
Deshalb meldete ich uns beim Hundesport in der nächsten Hundeschule an (wenn nicht ich, dann kann ja wenigstens der Hund rumdüsen) und wir probierten einmal die gesamte Palette des Hundeschulangebots aus. Nun musste ich mich auch mal um meinen weiteren beruflichen Werdegang kümmern und da ich schon ewig Ärztin werden, vorher aber eine Ausbildung machen wollte, einfach um schon mal Erfahrungen zu sammeln und etwas in der Tasche zu haben, begann ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ich war bis dato sehr zufrieden mit meinem Leben und hatte auch wirklich Spaß an der Ausbildung, nur leider, oder vielleicht auch zum Glück, das kommt immer auf die Einstellung und den Blickwinkel an, gings dann in eine andere Richtung.
Eine Pflichtimpfung im Rahmen der Ausbildung führte bei mir zum Ausbruch einer Autoimmunerkrankung, die gewisse Ähnlichkeit zur Multiplen Sklerose hat. Bei dieser Erkrankung zerstört der Körper die Myelinschicht der Nerven (eine Schutzschicht, mit der die Nerven ummantelt sind und die essentiell für die Reizweiterleitung ist) zunächst nur peripher. Leider ist die Erkrankung, weil sie so selten ist, erst sehr spät erkannt worden. Die Behandlungsversuche, blöderweise gibt es kein Patentrezept, schlugen fehl, sodass es zu einer Entzündung meines Rückenmarks auf Höhe des 10. Brustwirbels (Bauchnabel) kam = Querschnitt Th 10. (Genau! Der Name ist Programm). Tja, und wie wie das bei Autoimmunerkrankungen eben so ist, kämpft mein Körper schön dumm jeden Tag gegen sich selbst und zerstört sich dabei ein kleines Bisschen mehr. Ob die Krankheit jemals stoppt, oder sich etwas bessert, kann keiner sagen. Deshalb kann auch keiner sagen, wie es in ein paar Jahren aussieht. Wir hoffen einfach mal, dass sie sich nicht verschlimmert. Glaubt mir, manchmal hätte ich gerne einfach nur einen komplizierten Beinbruch, oder sonst was banales. Aber hey, ich brauchte ja gleich beides im Doppelpack, so wirds halt eben wenigstens nicht langweilig.
Spätestens, als sich mein Rückenmark entzündete und ich plötzlich den Po beim Sitzen nicht mehr spürte (+ alles was da eben noch so dazugehört) wollte ich am liebsten wegrennen (was ein Wortspiel), oder wegen mir auch alternativ den Kopf in den Sand stecken. Halt einfach verschwinden. Einfach alles rückgängig machen, oder hoffen, dass es nur ein böser Traum war. Aber was bringt das alles? Nur weil ich rumheule, wie scheiße es mir geht, wie schlimm doch die Welt ist und mir, noch schlimmer, die Frage stelle, womit ich das verdient habe (ich hasse diese Frage!! niemand hat sowas verdient) ändert sich ja leider doch nichts. Die Sonne geht am nächsten Morgen wieder auf und bei mir ist alles wie zuvor.
Deshalb habe ich mir in den Kopf gesetzt, dass ich mein Leben dann halt etwas ändern, etwas anpassen muss. Und siehe da: ich habe Rollstuhlbasketball für mich entdeckt. Diese Sportart hatte mich schon vorher fasziniert, aber ich hatte, wie die meisten Fußgänger, ein paar Berührungsängste. Denn fälschlicherweise ging ich davon aus, dass man im Rollstuhl sitzen müsse, um mitspielen zu dürfen. Dabei ist es wunderbar, dass knapp die Hälfte meines Teams nach dem Training aus dem Sportrolli steigt und heimgeht. Noch mehr Inklusion ist ja kaum möglich.
Und auch beruflich waren die Veränderungen doch nur halb so schlimm wie erwartet. Studiere ich halt doch gleich, ohne vorherige Ausbildung. Wie genau ich später mal arbeiten werde, das wird sich schon finden und auch, dass ich wahrscheinlich länger brauchen werde für das Studium, einfach weil es für mich etwas anstrengender ist, ist doch nicht so dramatisch. Lange genug arbeiten kann ich dann noch immer.
Also, nicht verzweifeln. Ich denke sowieso immer, dass es allen anderen schlechter geht als mir. Und ich kann es nicht leiden wenn man so vor sich hin leidet. Es muss ja nicht jeder Tag super sein und es dürfen auch mal mehrere Scheißtage sein, aber danach gehts weiter, denn das Leben geht immer weiter. Zum Glück!
[…] ja, damals, als ich auf der Suche nach einem Hund war, noch nicht unbedingt. Aber ich wollte, wie hier schon erwähnt, unbedingt einen Hund, mit dem ich Hundesport machen kann. Und was liegt da näher, […]
Hut ab vor so viel Optimismus! Ich bewundere Deine Einstellung werde von nun an öfter mal vorbeischauen auf Deinem Blog. Bin gespannt auf weitere Geschichten von Hund und Rolli.
Liebe Anouk,
Ich finde es klasse, wie positiv du bist. Da werden meine Problemchen gleich noch viel kleiner 🙂
Ich freue mich schon sehr darauf, mehr von euch zu lesen. Vor allem euer Blogdesign finde ich wunderbar!!
Liebe Grüße,
Lynn
Ich ziehe den Hut vor deiner positiven Einstellung!
Es wäre ja so viel einfacher den Kopf in den Sand zu stecken, aber das tust du gerade nicht. Eine tolle Einstellung zum Leben.
Liebe Grüße
Judith
PS: Ich finde, dass du einen tollen Namen hast!
Respekt, wie schnell Du Dich an Dein neues Leben gewöhnt hast!
Habe Jahre gebraucht, mich daheim versteckt, wollte nicht mehr und nun bin ich aber da. Im neuem, im neuen anderem Leben. Meinem neuen Leben. Oder auf der Reise in mein Leben.
Tollen Blog habt Ihr 3 . Macht weiter, bitte. Genießt jeden Moment.
Herzliche Grüße
Ja, Hut ab. Ich hatte im Dezember 2014 einen Unfall der einen inkompletten Querschnitt zur Folge hatte. durch Physiotherapie, Ergotherapie und viel Ausdauer und Tränen, bin ich jetzt wieder soweit, dass ich am Stock gehen kann. Allerdings brauche ich außerhalb meiner Wohnung noch den Rollator und für weite Strecken meinen Rolli.
Es geht aufwärts, die Mißempfindungung sind für mich sehr schlimm, also weiter gehts. Ich wünsche euch 3 weiterhin Mut und Zuversicht. Verliert niemals eure positive Einstellung zum Leben.
Ganz liebe Grüße
Ulla